Albert Hammond im Söflinger Klosterhof

Er hat für so viele andere Künstler große Hits geschrieben: Nun war Albert Hammond im Söflinger Meinloh-Forum – mit vielen dieser Hits.

„It Never Rains In Southern California“, aber in Söflingen schon! Die gut 600 überwiegend älteren Besucher, die sich am Freitagabend im Meinloh-Forum tummelten, hätten auf eine Erfahrung gerne verzichtet: Der auf seiner Songbook-Tour in Ulm gastierende Albert Hammond ist zwar einer der bedeutendsten Singer-Songwriter, die die Musikgeschichte hervorgebracht hat, durchaus eine lebende Legende, sein Einfluss auf das Wetter hält sich aber leider in Grenzen. Immer wieder verließen Gäste angesichts des aufziehenden Gewitters vorzeitig das Konzert, Hammond war jedoch gut informiert: „In 30 minutes, we will have a problem!“.

Das Timing war umwerfend, die Band beeilte sich, zügig durch das üppige Set zu kommen – pünktlich mit Verklingen des letzten Akkords öffneten sich nach vorheriger Drohkulisse durch Blitz und Donner die Schleusen des Himmels. Der Wettergott ist ein unberechenbarer Geselle, der den emsigen Leuten vom Vorstadtverein Söflingen, deren erklärtes Ziel es ist, das Meinloh-Forum zu beleben, öfters einen Strich durch die Rechnung macht. Trotzdem wird in nächster Zeit weiter in die Gestaltung des Forums investiert. Lage und Stimmung seien optimal, auch wenn auswärtige Besucher mitunter durch die manchmal verkürzt weitergegebene Formulierung „Klosterhof“ nicht nach Söflingen fahren, sondern vergeblich im Wiblinger Klosterhof  suchen, so Vereinsmitglied Stephan Liss.

In der Tat muss man dem Meinloh-Forum eine malerische Kulisse attestieren, die einem Künstler wie dem 72-jährigen Hammond den idealen Rahmen liefert. In London geboren, zunächst in Gibraltar aufgewachsen, wohin seine Eltern während des Zweiten Weltkriegs flüchten mussten, machte Hammond in der ersten Hälfte der 70er eine kurze, aber erfolgreiche Karriere mit Hit-Singles wie „It Never Rains In Southern California“, „The Free Electric Band“ und „I´m A Train“.

Wenn man so will, hat der schalkhafte Mann, der sich auf dem Forum immer noch äußerst schlank und ausdauernd zeigte, seine eigentliche Karriere erst später gestartet. Unzählige Hits schrieb er allein oder mit Co-Autoren für andere Künstler wie Tina Turner, The Hollies, Starship oder Air Supply. Bei seiner Interpretation von „I Don’t Wanna Live Without Your Love“, mit dem Chicago 1988 bis fast an die Spitze der US-Charts kletterten, zeigte sich jedoch, dass Hammond stimmlich eben kein Bill Champlin ist. Seine Stärke ist eindeutig das Songwriting, und so überzeugte er vor allem dann, wenn er sich als der klassische Troubadour mit der Akustikgitarre gab und aus dem Nähkästchen seiner voller Mythen steckenden Vita plauderte, immer mit einem Augenzwinkern versehen: Der große Johnny Cash konnte anno 1973 nur Chili con carne kochen, als sie gemeinsam in Nashville „Praise The Lord And Pass The Soup“ aufnahmen, witzelte Hammond, bevor sein zweiter Gitarrist das Instrument entsprechend countryesk zum Singen brachte.

Darüber hinaus war die Begleitband auf das Wesentliche reduziert: Bass, kleines Schlagzeugset, ein Keyboard. Nichts, was vom Auftritt des kleinen Mannes mit der großen Ausstrahlung ablenken würde. Zu den zärtlich gehauchten Textzeilen von Diana Ross’ „When You Tell Me That You Love Me“ stieg Hammond von der Bühne, um dutzende Gäste persönlich mit Handschlag zu begrüßen. Wie ein Schlagerbarde stolzierte er zur großen Überraschung der Fans so bis in die hinterste Reihe.

Wer zu diesem Zeitpunkt noch nicht stand, den riss es beim Welthit „One Moment In Time“ (1988 eine Nummer Eins für Whitney Houston) endgültig von den Klappstühlen, auf einen Schlag bevölkerten zahlreiche Gäste den Platz direkt vor der Bühne, wo man gemeinsam den Refrain von „It Never Rains…“ mit Inbrunst gen Himmel sang – vergeblich, denn in Rock?’n’?Roll-Songs verbirgt sich oft Lebensweisheit.

Quelle: SWP – Christoph A.