Seit Freitag sind 80 Flüchtlinge in der Meinloh-Halle

„Die Meinloh-Halle in Söflingen ist bezogen. Am Freitag sind 80 Männer aus Syrien, dem Irak und aus Afghanistan angekommen. Nun wollen sich Gastgeber und Neuankömmlinge in Ruhe kennenlernen.

Söflingen Flüchtlinge Meinlohhalle
Söflingen Flüchtlinge Meinlohhalle Foto: Honorarfrei (Lars Schwerdtfeger)

Wann lernen wir Deutsch?“ Noch bevor der 37-jährige Jurist Moustafa Alosu erzählt, wie es ihm geht und wo er herkommt, will er darauf eine Antwort. Auch der 28-jährige Majed Afat zieht ein kleines Vokabelheft aus seiner Lederjacke und zeigt sorgfältig aufgeschriebene deutsche Verben und Substantive – daneben die arabische Übersetzung. „Ich weiß, was es bedeutet, aber nicht, wie man das ausspricht“, sagt er und sieht einem fragend ins Gesicht.

Die beiden gehören zu den 80 Männern – überwiegend aus Syrien, dem Irak und Afghanistan stammend, – die seit Freitag in der Meinloh-Halle leben. Sie sind ein Teil der Flüchtlinge, die das Land der Stadt Ulm zuweist und wurden in den Landeserstaufnahmestellen in Meßstetten und Karlsruhe registriert, ärztlich untersucht und in das Asylbewerberverfahren aufgenommen. Wie lange sie in der Halle leben werden, ist unklar.

Nicht nur Moustafa und Majed sind ungeduldig und wollen die fremde Umgebung, Sprache und die Gewohnheiten kennenlernen. Auch ihre Gastgeber – darunter Paten aus dem benachbarten Altenheim Clarissenhof sowie 65 Freiwillige – sind Feuer und Flamme, die Neuankömmlinge bei ihren ersten Schritten zu begleiten. Aber so schnell geht das alles nicht, bremst Hans-Dieter Eibelshäuser, stellvertretender Vorsitzender des Söflinger Vorstadtvereins, der die Organisation und Koordinierung der Hilfen übernommen hat. „Erst einmal müssen die Leute hier ankommen und sich etwas eingewöhnen.“

Die Halle, in der sonst Schul -und Vereinssport stattfindet, ist vergangene Woche zur Wohnstatt umgewandelt worden. „Wir haben mit Helfern Betten und Schränke aufgebaut“, sagt Hallenmanager Sebastian Basler von der Firma Cross Promotion Network. Der Sozialarbeiter der Diakonie habe ein provisorisches Büro bekommen, Waschmaschine und Trockner wurden installiert, Essen kommt von einer Cateringfirma. Die muslimische Gemeinde habe Gebetsteppiche gebracht – „und wir haben einen Raum der Stille eingerichtet, der gut angenommen wird“, sagt Eibelshäuser. Für die Bürger gibt es einen Infopoint mit Telefonnummern, außerdem regelmäßige Sprechstunden.

Um Frust bei den Helfern und Überforderung bei den Flüchtlingen zu vermeiden, soll in den kommenden 14 Tagen nun erst einmal ausgelotet werden, „wo ist der Bedarf bei den einen und welche Hilfen geben die anderen?“, beschreibt es Eibelhäuser. Also etwa, wie steht es um die Sprachkenntnisse, wer will sich da engagieren? Oder: Welchen Sport mögen die Männer und wo können sie mitmachen? Alles wird auf der Internetseite des Vorstadtvereins gesammelt. „Und bei einem Treffen in etwa drei Wochen verteilen wir dann die Aufgaben“, erklärt Eibelshäuser.

Der erste Eindruck, den man voneinander hat. Moustafa und Majed finden, „die Deutschen sind freundlich. Wir sind sehr dankbar, hier zu sein.“ „Die Leute freuen sich, wenn man sie anlacht und haben viele Fragen“, sagt Tobias Springer, der zum Team des Hallenmanagments gehört. Er hat sich besonders eines taubstummen Afghanen angenommen. Und Sabine Alexopoulos, Mitglied im Verein, – genannt „Mama Meinloh“ – hat den Männern gezeigt, wie sie ihre Betten beziehen. Spontane Hilfe wurde einer Frau mit einem ein Monat alten Baby zuteil: „Sie hat fälschlicherweise im Bus gesessen“, sagt Eibelshäuser. Eine Söflingerin habe sie nun übers Wochenende bei sich einquartiert. Wer sich engagieren will, kann sich unter vv-soeflingen.de melden.

Quelle: SWP – Ulrike Schleicher