Frau Helma Fink-Sautter, eine großherzige Söflingerin

Helma Fink-SautterDer Name Öl-Sautter ist älteren Söflingern heute noch ein Begriff:  Willy Sautter in dunklem Anzug mit Hut, in der einen Hand ein Stöckchen mit Silbergriff, während die andere Hand stets die Brieftasche vor der Brust trug, war eine markante Erscheinung. Und da er einen „Rauschebart“ trug und zudem der „Kreuzwirt“ war, erhielt er den Spitznamen „Heiland“.

Sein Großvater Carl Sautter hatte 1860 in der Söflinger Glockengasse ein Öl- und Fettgeschäft gegründet, das seine Produkte weithin vertrieb. So war die Firma auf Weltausstellungen in Paris 1867, in Wien 1873 oder in Augsburg 1886 vertreten. Besonders gefragt waren harzfreie Öle für die Uhrenindustrie.

Elternhaus

Willy Sautter hatte in München die Ölherstellung erlernt und wollte nach seiner Kriegszeit im 1. Weltkrieg die Firma vergrößern. Da es hinter der Gaststätte „Kreuz“ in der Söflinger Schlößlesgasse, das der Familie Schlang gehörte, Lagermöglichkeiten und Räume zur Herstellung der Ölprodukte gab, erwarb er in den 1920er Jahren das Anwesen. Das Lokal war auch Ort für Nachrichten: an der linken Seite des Gebäudes wurde das „Ulmer Tagblatt“ ausgehängt, rechts der „Volksbote“. 1944 wurde es durch Bomben beschädigt. Von da an ging der Wirtschaftsbetrieb langsam zu Ende. Bis zum Abbruch 1954 wohnte Willy Sautter in dem Gebäude, dann siedelte er in das elterliche Haus Ecke Söflinger- /Glockengasse um. Heute findet man an Stelle der Gaststätte „Kreuz“ einen Drogeriemarkt.

Kinder- und Berufsjahre

Im „Kreuz“ wuchs die Tochter Helma auf, die 1924 zur Welt kam. Ihre Mutter stammte aus Hamburg und hatte Willy Sautter im Marinelazarett kennen gelernt. Leider verstarb sie schon 1938. Heute noch kann sich Helma Fink-Sautter daran erinnern, wie sie als kleines Mädchen an der Tankstelle ihres Vaters vor dem „Kreuz“, der einzigen in Söflingen, Fahrzeuge betankte.
Nach dem Besuch der Privaten Handelsschule musste sie 1943 zum Arbeitsdienst und anschließend bis Kriegsende zur Wehrersatzinspektion. Von 1945-46 besuchte sie das katholische Kindergärtnerinnen-Seminar in der Ulmer Zeitblomstraße. Nach dem Krieg hieß es aber „Geld verdienen“. Danach arbeitete sie von 1952 bis 1972 als Sekretärin in einem medizinischen Institut. Zunächst wohnte sie für sieben Jahre bis 1957 in der Georgstraße. Danach bezog sie wiederum für sieben Jahre eine Wohnung in der Heimstraße, bis sie sich in Neu-Ulm eine eigene Wohnung erwerben konnte.
1972 zog sie mit dem Vater nach Uhldingen an den Bodensee und pflegte ihn bis zu dessen Tod im Januar 1976. Danach blieb sie noch bis 2010 in Friedrichshafen, ließ aber den Kontakt zu Söflingen nie abreißen, zumal sie den Sautterschen Besitz verwaltete und deshalb auch in Ulm eine Wohnung erwarb. Als die 100jährige Eingemeindung Söflingens nach Ulm anstand, entschloss sie sich 2004  zu einer großherzigen Söflinger Bürgerstiftung.

Söflingen Schlösslesgasse

Die Söflinger Bürgerstiftung

Zweck ist die „finanzielle Förderung und Unterstützung des Vorstadtvereins Söflingen und dessen Aufgaben und Ziele, als da sind die Beratung und Unterstützung sowie Koordinierung der gemeinnützigen Belange der Mitgliedsvereine sowie die Förderung von Kunst und Kultur, des Landschafts- und Denkmalschutzes, des Sports sowie die Heimat- und Landschaftspflege, der Förderung und Gestaltung der historischen Gebäude des früheren Klarissenklosters und des alten Ortskerns von Söflingen“. Mit dem Zinserlös wurden z.B. die großen Schirme für die Söflinger Feste mitfinanziert. Es ist ihr ein besonderes Anliegen, dass sich für diese Bürgerstiftung weitere Zustifter finden, die Söflingen unterstützen.

Weitere Stiftungen

Zusammen mit Herrn Udo Botzenhart gründete sie eine weitere Stiftung zugunsten der früheren Ulmer Knabenmusik- heute Junge Bläserphilharmonie. Bald folgten weitere Stiftungen: das Ulmer Hospiz, der Gute Hirte und im letzten Jahr das Jüdisch-Deutsche Kulturzentrum. Mit ihren Stiftungen beweist sie ein außergewöhnlich großes Maß an Gemeinsinn.

Frau Helma Fink-Sautter wohnt hoch oben im Universum-Center am Ehingertor  und genießt die herrliche Aussicht von Wiblingen über Söflingen bis zum Michelsberg.

Autor: Otto Schempp