„Söflingen ist so schön“

Wie sahen das Kloster, das Weberviertel und das Bädersgängle früher aus? 40 Interessierte hörten bei einer Führung viel übers alte Söflingen und auch nette Anekdoten des Zeitzeugen Roland Maier aus Ulm.

Foto: Matthias Kessler Das "Blauhaus" steht seit 1910 direkt an der Blau und war früher eine Weberei, erfuhren die Teilnehmer der Führung "Als Söflingen noch ein Dorf war". 1997 saniert, sind dort Büros und das KCC-Theatercafé eingezogen.
Foto: Matthias Kessler
Das „Blauhaus“ steht seit 1910 direkt an der Blau und war früher eine Weberei, erfuhren die Teilnehmer der Führung „Als Söflingen noch ein Dorf war“. 1997 saniert, sind dort Büros und das KCC-Theatercafé eingezogen.

Die Maier-Elisabeth, 5 Jahre alt, spielte mit ihrer Freundin, der Weber-Helga, im Klosterhof – und fiel in die Blau. „Zum Glück hat es der Goll-Gustl gesehen und sie gerettet“, erzählte Roland Maier bei seiner Führung „Geschichtlicher Spaziergang – Als Söflingen noch ein Dorf war“. Der 81-Jährige ist zwar kein Heimatforscher, sondern Naturschutzexperte. Aber er ist wie seine Schwester Elisabeth „im Armeleuteviertel Baindtle“, nahe des Klosterhofs, geboren und zog dann 1949 nach Ulm. So konnte er den 40 Teilnehmern neben angelesener Historie eigene Kindheitserlebnisse schildern. Etwa, dass vor einem starken Gewitter das Lorettoglöckchen über dem Torbogen des Klosterhofes läutete.

Kloster Im Torbogen Richtung Gemeindeplatz zeigt eine alte Zeichnung, wie groß das Söflinger Kloster früher war. Von 1687 bis 1693 wurde die große Klosterkirche für die Äbtissin und die Klarissen gebaut. Für die Bürger gab es Kapellen wie das „Käppele“ am Friedhof, wobei letzteres schon 1426 speziell „für die wenigen Protestanten“ gebaut worden war. Zurzeit wird das Käppele grundlegend saniert. Wieder zurück: 1802 wurde das Klarissenkloster samt Umland und rund 4000 Untertanen dem Kurfürsten von Bayern zugesprochen und später dem Königreich Württemberg. Bis auf die Klosterkirche wurden die umliegenden Gebäude abgerissen und die jetzigen etwa für Handwerker gebaut.

Blauhaus Das „Blauhaus“ im Pfarrer-Weiß-Weg wurde im Jahr 1910 errichtet und diente viele Jahre als Tuchfabrikationsgebäude im Weberviertel. 1997 wurde es komplett renoviert und umgebaut. Seither wird es als Bürohaus genutzt. Im Erdgeschoss befindet sich das KCC-Theatercafé. Überquert man dort die Blau, ist man schnell im „ursöflingerischen Bädersgängle“ (Maier). Der Bader, der Arzt für die Armen, war zuständig für die Körperpflege und fürs Zähne ziehen, durfte aber nicht operieren. In der Nähe lebten jedoch auch Handwerker, wie die hübsch renovierten Häuser, eins sogar aus dem Jahr 1607, zeigen.

Bürger Die Teilnehmer der Führung staunten über die netten Winkel im ehemaligen Klosterdorf. Herta und Hans Stark würden gleich nach Söflingen ziehen, würden sie die Ulmer Innenstadt nicht so lieben. Ihre Wohnungen – jetzt die vierte – waren und sind nur ein paar hundert Meter vom Münster entfernt. Ursula Ott lebt seit fünf Jahren zwar an der Grenze zu Ulm, in der Magirusstraße. Aber sie geht in dem Stadtteil einkaufen und findet: „Söflingen, vor allem der Kern, ist so schön.“ Gerhard Heiler aus Burlafingen interessierte sich für das frühere Söflingen, weil Burlafingen einst als Lehen ans Kloster Söflingen abgetreten worden war.

Straßenbahn Bis zum Jahr 1906 war die Endstation der Straßenbahn in Söflingen an der Christuskirche gewesen. Erst danach fuhr sie weiter bis zum heutigen Gemeindeplatz. Eine Schleife wie heute gab es damals noch nicht: In der Schlößlesgasse wurde eine Rangierspange gebaut, hat Maier nachgelesen.

Wasserversorgung Schönes klares Brunnenwasser holte sich das Kloster aus seinem Umland. Das Volk hingegen durfte sich an öffentlichen Pumpbrunnen bedienen. Weil man aber noch mehr Wasser brauchte zum Viehtränken und Waschen, wurden Bäche wie die Lange Weidach mit der Blau zusammengeführt. Auf dem Gemeindeplatz gab es zwei offene Rinnen: eine mit Frischwasser, und die andere mit gebrauchtem Wasser.

Quelle: SWP – Carolin Stüwe