Söflinger Museum rund ums Oktoberfest

München ist das Maß der Dinge beim Bier. Aber Söflingen zapft früher an. Eine Woche vor der Wiesn beginnt eine Ausstellung mit Krügen und Trachten.

Typisch bayerisch zwischen Kitsch und Kunst: Helga Bärtele, Traudl Kern und Erika Heydorn (mittleres Bild von links) schmücken die Biergartenszene. Fotos: Matthias Kessler
Typisch bayerisch zwischen Kitsch und Kunst: Helga Bärtele, Traudl Kern und Erika Heydorn (mittleres Bild von links) schmücken die Biergartenszene. Fotos: Matthias Kessler

Original Münchner Weißwürst sind gestopft mit Kalbfleisch. In Söflingen sind sie auch mal mit Watte ausgestopft aus Stoff, wie die, die Traudl Kern jetzt für die neue Sonderausstellung im Museum in der Klostermühle beigesteuert hat. „Eigentlich Puppenarme“, sagt sie. Auf jeden Fall aber originell, wie die ganze Ausstellung, die am kommenden Sonntag eröffnet wird und sich rund um das Oktoberfest dreht.

Traudl Kern sagt: „Das Thema hat sich angeboten zur Herbstzeit.“ Dabei regiert auch diesmal der sympathische Stil der Frauen vom Söflinger Museumsverein: „Wir haben kein Konzept“, erklärt Erika Heydorn. „Wir haben kompetente Frauen und fangen einfach an.“ So kommt eins zum anderen, und am Ende steht eine urige Präsentation.

Die Weißwürste sind dabei gleich am Eingang Teil einer lebensgroßen Biergartenszene, die liebevoll zusammengestellt ist. Erika Heydorn hat Kleider von ihren Enkeln dazu beigetragen und einen blau-weißen Grenzpfosten Marke Freistaat Bayern besorgt, den mal der Mann einer Freundin geschenkt bekommen hat. Traudl Kern will unbedingt noch frischen Rettich für den Biertisch besorgen, den es in Söflingen ja gut vor der Haustür gibt. Außerdem spielt Uschi Bürzle noch eine tragende Rolle, denn: „Die bringt noch den Hopfen.“ Aus dem eigenen Garten zur Dekoration des Ausstellungsraumes. Und von Helga Bärtele, der vierten im Bunde, sind daneben selber genähte Trachtenteile zu sehen. Erika Heydorn: „Jeder bringt seine Fertigkeiten ein.“

Herzstück des ganzen Sammelsuriums, das aus dem reichen Fundus des Museums schöpfen kann, sind freilich jede Menge Bierkrüge in allen Abarten, beginnend mit historischen und aktuelleren Oktoberfest-Ausgaben aus München. Die Ausstellungsmacherinnen nähern sich lokalverbunden aber Abschnitt für Abschnitt auch der Heimat an, mit den Kollektionen von Bierkrügen aus Brauereien in Stuttgart, Ulm und Söflingen. Seltenes Stück aus der Vorstadt selbst: ein schlichter Steinkrug des einstigen Sonnenkellers in der Söflinger Straße.

200 Krüge sind insgesamt zu sehen, 100 weitere stehen übrigens in der Brauerei-Abteilung der Dauerausstellung weiter hinten. Noch schmucker sind in der Söflinger Oktoberfest-Stube nur die ausgestellten Schmuckketten, die bayerische Trachtenanzüge zieren, „Charivari“ genannt. Dafür wiederum hat Helga Bärtele ein Händchen. So füllen sich die Vitrinen zwischen Tradition und Trash mit Kunst und Kitsch und Kacheln und Karten, vor 60 Jahren aus München nach Söflingen geschrieben. Das Lebkuchenherz hängt neben dem Dirndl-Büstenhalter, die 150 Jahre alte Hirschlederhose neben dem metallicgrün röhrenden Plastikhirsch.

Die Damen wollen in größerer Runde heuer übrigens auch selbst auf die Wiesn nach München fahren, sagt Erika Heydorn: „Aber nur mittags. Abends nicht.“ Halligalli in Söflinger Maßen gewissermaßen.

Quelle: SWP – Jakob Resch